Man nehme eine Fotografin, einen Hund und eine Stadt und Shutdown-Schockstarre.

Die Idee, dass man aus der Corona-Lockdown-Situation irgendetwas machen müsse, hatten sicherlich viele, und auch viele Fotografen. Aber Postkartenbilder von einer leeren Hauptstadt im Frühling? – Langweilig! – Also verwarf ich den Gedanken ganz schnell wieder und beschloss, mich in der vermehrt zur Verfügung stehenden Freizeit auf die Eingewöhnung meines jungen Hundes zu konzentrieren. Úna war buchstäblich in letzter Sekunde während der Corona-Grenzschließungen von Bosnien über Kroatien und Österreich nach Deutschland gelangt. Sie verstand die Straße bisher nur als Überlebens-Raum und hatte seit einem Jahr in einem bosnischen Tierheim gesessen. Úna kannte nichts. Die Großstadt, der Verkehr, der Lärm, Treppen, Fahrstühle, größere Menschenmengen – alles war ihr fremd. Also zogen wir beide los durch das nunmehr menschenleerere Berlin. Die Hündin lernte Leinenführigkeit, Busfahren, U-Bahnfahren, S-Bahnfahren, Treppensteigen, Fahrstuhlfahren – und Verweilen. Kamera und Handy habe ich routinemäßig sowieso immer dabei. Also begann ich zu fotografieren, immer mit Úna und einer Sehenswürdigkeit im Visier. Der Hund gewöhnte sich daran, dass ich stundenlang mit ihm auf Plätzen und Rasenflächen vor historischen Gebäuden herumlungerte, bis er sich so zu langweilen begann, dass er sich nicht mehr nur auf mich konzentrierte, sondern seine Umwelt wahrzunehmen begann – und seinen Energielevel von Hundertachtig auf Null herunterfuhr. Die Hauptstadtbracken-Fotos entstanden ohne künsterischen Anspruch oder intellektuelle Botschaft. Aber es bereitete mir zunehmend Vergnügen, Hund und Berliner Kulisse gemeinsam einzufangen.

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